Sagittaria
Volk der Mbya

Volk der Mbya

Die Indigenen Mbya schützen den wertvollen Atlantik-Urwald

Das indigene Volk Mbya Guaraní gehört zur Bevölkerungsgruppe der Guaraní, die zu den indigenen Völkern Südamerikas zählt. Sie sprechen eine Variante des Guaraní und beherrschen meist auch Spanisch oder Portugiesisch. Dies liegt daran, dass das ehemalige Nomadenvolk sowohl in Argentinien als auch in Paraguay, Uruguay und Brasilien ihre Heimat finden.

Die Mbya besiedelten bereits vor 20’000 Jahren die argentinische Region Misiones im nordöstlichen argentinischen Grenzgebiet. Wie zu präkolumbischer Zeit leben sie als Jäger, Sammler und Pflanzer. Die Mbya sind grundsätzlich ein Nomaden-Volk. Auf der Suche nach Nahrung und Medizin ziehen sie im Wald umher. Jedoch werden die Waldflächen immer kleiner. Damit sind ihr Lebensraum und ihre Nahrungsquellen stark eingeschränkt. Entsprechend ist der Pflanzenbau heute ein wichtiger Teil ihrer Lebensgrundlage. Auf engstem Raum kultivieren sie viele verschiedene Mais-Sorten sowie Bohnen, Maniok, Süsskartoffeln und Melonen.

Ressourcenschonendes Leben mit dem Wald

Die Mbya pflegen einen sehr nachhaltigen Lebensstil. Jede Person soll nur so viele Ressourcen verwenden, wie es auch wirklich braucht. Ihre Weltanschauung und Spiritualität sind vollkommen auf das Leben in und mit der Natur ausgerichtet. Menschen, Tiere und Pflanzen sind nach ihrer Sichtweise aufeinander angewiesen: Sie leben mit- und voneinander. Entsprechend verstehen sich die Mbya als allen Organismen des Waldes gleichgestellte Wesen. Dazu gehört auch, dass keine Art eine andere übernutzen oder ungerechtfertigt Schaden zufügen darf. Zudem haben in der geistigen Welt der Mbya sämtliche Tier- und Pflanzenarten einen Beschützer.

So leben die Mbya seit Jahrtausenden im Einklang mit der Natur und schützen die biologische Vielfalt des Urwaldes. Als fundierte Kenner des subtropischen Regenwaldes nutzen sie gezielt die Tier- und Pflanzenwelt als Quelle für Lebens- und Heilmittel.

Die Heilkunde der Mbya basiert auf einem ganzheitlichen Blick auf den Menschen und seine Gesundheit. Dabei spielt auch die zu erfüllende Lebensaufgabe ein wichtiger Teil der individuellen Diagnose. Anschliessend setzen die Mbya die Vielfalt der pflanzlichen Sekundärstoffe und deren Wirkung für medizinische Mittel ein. Dank der enormen natürlichen Artenvielfalt ist ihr Nutzen viel grösser als derjenige der europäischen Volksmedizin.

Zusammen in einer offenen und gleichberechtigten Gemeinschaft

Das einstige Nomadenvolk lebt in offener Gemeinschaft. Die Zusammensetzung der Gruppe kann sich immer wieder ändern. Ihre Häuser bauen sie traditionell aus Palmpfosten. Deren Wände flechten sie aus Bambus und isolieren sie mit lehmiger Erde. Das Dach aus Rundhölzern decken sie mit Palmblättern. Immer mehr kommen auch Bretter und Wellblech zum Einsatz.

Die Mbya besprechen anstehende Gemeinschafts-Entscheidungen intensiv in Versammlungen. Dazu eingeladen sind alle. Frauen und Männer sind gleichgestellt. Das Gespräch leitet jene Person, die Oberhaupt – so genannt Mburuvicha – ist. Entscheidungen fällen sie grundsätzlich erst am Folgetag.

Entschlüsse, welche das gesamte Volk der Mbya betreffen, werden an Aty-Versammlungen getroffen. Die Mburuvicha der verschiedenen Gemeinschaften versammeln sich, um in zwei- bis dreitägigen Prozessen gemeinschaftsübergreifende Lösungen zu finden.